Samstag, 6. August 2011

Gedanken über die EU

Nein, keine Angst, wir werden uns heute nicht über die verschiedenen Pleitegeier in Europa unterhalten. Mit EU bezeichne ich eine Gattung Mensch, der man es nie recht machen kann und zwar meine ich damit die

–   Ewig Unzufriedenen   – 

Man trifft sie überall und an jeder Ecke. 

Sie grummeln ständig vor sich hin, versuchen anderen das Leben schwer zu machen, haben überall etwas auszusetzen und gehen meist noch zum „Lachen in den Keller“.

Das Leben spielt ihnen schwer mit, nur sie sind von allem Elend dieser Welt betroffen und kein anderer leidet wie sie.



Das fängt schon morgens an. Ich gehe vor der Arbeit meist noch zum Bäcker, setze mich mit meinem Buch hinein und schalte noch ein wenig ab, mit dem ersten Kaffee des Tages. Da Frauen ja multitaskingfähig sind, bekomme ich trotzdem die Gespräche um mich herum mit.

Gesprächsthema Nr. 1, ist natürlich das Wetter.  Das kann man zum Glück jeden Tag heranziehen, denn es ändert sich ja ständig. Seltsamerweise ist dabei das vorhandene Wetter immer das, was man nicht möchte.

Ich meine, ich gehöre auch zu den Menschen, die ohne Problem von November bis April Winterschlaf halten könnten. Ich brauche auch keine Jahreszeiten. 

Ich brauche eigentlich nur Sonne. Alles unter 20 Grad ist für mich kalt. Mein Lieblingswetter: leichte Brise bei 25 Grad im Schatten.  Ich weiß allerdings, wo ich lebe und dass mir das in Deutschland nicht oft gegönnt wird. Zumindest was die letzten Jahre angeht. Auf die letzten Wochen bezogen, hätte ich da eher schwere Gewitter im Angebot mit sinnflutartigen Regenfällen. Aber vielleicht ist das nur die Strafe für die vielen Wettermeckerer unter uns.

Den Wettermeckerer erkennt man daran, dass er den Winter über ständig stöhnt, ihm sei zu kalt und dass er endlich wieder Frühling haben möchte. Spätestens wenn es dann taut, wird er sich beschweren, weil nun alles nass und feucht ist. Dann möchte er den Sommer sehen.

Im April beschwert er sich über den Regen und er fordert weiter Sonne und Wärme. Kommt dann der Sommer, ist der Weckermeckerer der Erste, der schwitzend in besagter Bäckerei steht. „Gott, ist mir warm!“. 

Es vergehen sicherlich nicht  mehr wie zwei Tage, dann drehen sich die Gespräche nur noch um die Hitze und dem damit verbundenem Schwitzen. Man fordert (natürlich nur zur Abkühlung und für die Gärten) einen kühlenden Regenschauer. Nur um beim erste Tropfen triumphierend ausrufen zu können: „So, da haben wir es ja wieder! Es regnet! Was ist denn das für ein schlimmer Sommer!“ 

Das wäre mir als Wetter auch zu stressig. Wenn ich es sowieso keinem recht machen kann, würde ich auch einfach tun, was ich will und zwar ohne zu fragen und unvorhergesehen. Wem das nicht passt, der kann ja auswandern (würde ich z.B. sofort, wenn ich die Gelegenheit hätte) Aber sich tagaus und tagein über das Wetter zu ärgern? Bringt das was?

Zum Glück können wir uns ja auch noch über die U-Bahn ärgern (oder die Straßenbahn, den Bus…) 

Immerhin kommen die sowieso meistens zu spät. Und wenn wir morgens mal wieder nicht aus dem Bett gekommen sind oder noch im Halbschlaf zur Haltestelle laufen, ohne auf die Uhrzeit zu achten, dann sind sie es auch schuld, wenn wir sie verpassen. Müssen die auch immer so überpünktlich abfahren, das ist schon eine Frechheit! Jawohl.

Und überhaupt, wie voll die immer sind. Bis auf die Ferienzeit. Da ist es ja schon fast unheimlich mit ihnen fahren, weil kaum jemand drinsitzt.  Ja, ja, die menschliche Logik ist einzigartig.

Der ständig präsente laute Nachbar fällt mir da noch ein, wegen dem man sich eigentlich mal beschweren müsste. Nicht zu verwechseln mit dem auf der anderen Seite. Von dem hört und sieht man die ganze Zeit nichts. Was der wohl in seiner Wohnung ausheckt. Das kann ja nur ein Verbrecher sein, wenn man sich so zurückzieht und so betont unauffällig ist. Bedeutet sicher nichts Gutes.

Aber das sind eigentlich Geschichten, die mich eher zum Schmunzeln bringen und wo ich mich dann fragen, ob die Leute keine besseren Themen haben.

Eher weniger lustig finde ich es, wenn die ewig Unzufriedenen dann anfangen auf andere Leute loszugehen oder ihren Frust an anderen auszulassen.

Ich verstehe durchaus, dass nicht jeder mit seinem Leben zufrieden ist. 

Ich selber lebe in einer Stadt, mit der ich mich nach all den Jahren nicht anfreunden kann. 
Ich kenne kaum jemanden, bin meist in meiner eigenen Gesellschaft unterwegs oder zuhause und wäre ohne meine alten Freunde, die zwar weit weg wohnen aber immer noch für mich präsent sind, schon längst depressiv geworden. Zumal ich ja schon einiges hinter mir habe und auch nicht gerade Bewohner im Glücksbärchiland gewesen bin.

Wenn ich dann mitbekomme, dass es Menschen gibt, die ständig mit sich und der Welt unzufrieden sind, obwohl sie z.B. ihre Familie um sich herum haben. Oder einen Partner, mit dem sie (angeblich) glücklich zusammenleben. Die ein geregeltes Einkommen haben und gesund sind. Und einen Job, der vielleicht nicht gerade die Herausforderung schlechthin bedeutet, mit dem man aber stressfrei leben könnte, wenn man es sich nicht selber schwer macht. Das macht mich dann wütend.

Da wird ständig nur erzählt, wie schrecklich es doch mit der eigenen Familie ist, niemand versteht einen und alle wollen immer etwas von einem. Der Chef versteht mich nicht und verkennt völlig wie gut ich doch bin.  Freunde sind dünn gesät, den die machen eh nur Ärger. Immer sind es die Bösen anderen, die einem Steine in den Weg legen. 

Selbst die  Nachbarn existieren eigentlich nur um die armen Unzufriedenen zu tyrannisieren. Es ist unvorstellbar, die machen sogar Türen auf und zu! Mehrmals täglich!

Mein Nachbarskind misshandelt seit einem Jahr eine Block-/Querflöte (oder was auch immer) DAS ist unvorstellbar und eine Quälerei für jedes normale Gehör. Sie hat sehr viel Geduld mit ihrem in keinster Weise vorhandenem Talent und spielt mit Vorliebe Sonntags mehrere Stunden durch. Wahrscheinlich weil es da so schön ruhig ist (oder wäre, wenn ich es endlich schaffen könnte, ihr das Was-auch-immer-Instrument zu entwenden und zu verbrennen)

Aber ziehe ich deswegen am Montag los in die Welt und versuche möglichst viel von diesem Terror an meine Mitmenschen weiterzugeben? Bisher nicht.

Was fehlt mir denn in meinem Leben, wenn ich beobachte, wie sich andere Menschen kennenlernen und anfreunden und ich es nicht ertragen kann? Da wird dann hier ein wenig so geredet und da ein wenig anders. Wenn ich Glück habe, bin ich so gut darin, dass die anderen es nicht merken und spiele sie erst einmal ein wenig gegeneinander aus. Das scheint für einige Leute ein nettes Spiel zu sein, auch wenn ich den Kick daran nicht verstehe. Beinah lustig ist da schon der verkniffene Gesichtsausdruck, wenn man dann merkt. „Mist, die reden miteinander und da komm ich nicht mit durch“. So ein Pech aber auch.

Aber man kann sich ja weitere Betätigungsfelder suchen. Die Kollegen im Büro, da kann man auch schön drüber herziehen, selbst ohne sie näher zu kennen. Die Bedienung im Restaurant, die Verkäuferin im Laden, den Dienstleister in welcher Branche auch immer, denn die sind sowieso alle unfähig. Was für ein Leben führe ich bloß in einer Welt, die mich nicht versteht. Um einen herum alles nur Unfähige, da soll man nicht unzufrieden werden.

Wie wird man so? Was hat man davon?

Wenn ich mich immer nur über andere ärgere, nichts gut genug für mich ist und ich dauernd nur grummelnd oder seufzend den Tag verbringe – was bringt mir das?

Als erstes fallen mir da Magengeschwüre ein, so rein medizinisch gesehen.

Aber mal im Ernst. Ich glaube schon, dass diese Menschen sich selber nicht als unzufrieden bezeichnen würden. Die wenigen sozialen Kontakte, die sie haben werden ihnen wahrscheinlich reichen (mehr sind ja auch schwer zu finden, wenn alle blöd sind) 

Und gut gelaunt durch die Gegend zu laufen, wird ja angeblich auch überwertet. Meckern gehört zum Alltag dazu, damit es uns nicht irgendwann zu gut geht. 

Also für mich wäre das kein Leben.

Ich habe es bisher immer wieder geschafft mich aus meinen dunklen Phasen herauszuarbeiten, weil mir allen Tiefschlägen zum Trotz mein eigenes Lachen gefehlt hat.

Ich bin gerne fröhlich und das schaffe ich sicher nicht, wenn ich mich von morgens bis abends über Dinge oder Leute ärgere. Vor allem nicht, wenn ich sonst kaum etwas mit ihnen zu tun habe. Da müsste ich mich ja ständig mit der ganzen Welt anlegen oder zumindest über sie nachdenken, damit mir auch genug Gründe auffallen, mich über sie zu ärgern. Das wäre mir schlichtweg zu stressig.

Noch schlimmer ist ja die immer wieder gern genommene Variante, nach außen hin nett und freundlich zu sein, innerlich aber dauernd die Augen zu verdrehen. Tagaus tagein so zu tun, als würde man jemanden mögen und ihm oder ihr auch noch von den Ärgernisse des Lebens zu berichten, obwohl man doch so viel Schlechtes über ihn selber erzählen könnte (wenn man gerade zufällig andere trifft). 

Das ist aber auch anstrengend. Logisch, dass man sich dann ab und an Mitstreiter sucht, damit man wenigsten hinter dem Rücken diverser Personen über sie reden kann. Irgendwie muss der ganze geistige Mist ja raus, sonst platzt einem der Kopf. Man hat immerhin schon von klein auf gelernt, dass man auch teilen und nicht immer nur alles für sich behalten soll. Also mehr oder wenig gut erzogenen Menschen, diese Unzufriedenen, die sich wahrscheinlich nur an einfache Grundsätze halten.

Ein schöner Grundsatz für mich wäre da schon eher die Aussage: 

Leben und leben lassen!

Ganz unangenehme Menschen (wie ich zum Beispiel) sind manchmal sogar richtig unverschämt und sprechen jemanden direkt an, wenn Sie ein Problem mit ihm haben. Das ist natürlich ein völliger Verstoß gegen jegliche Intrige-Ordnung und absolut nicht tragbar. Das sollte man schon im Ansatz boykottieren. 

Dann muss man sich auch nicht  mit dem auseinandersetzen was man eventuell gesagt bekommt. Nicht, dass da doch mal ein Körnchen Wahrheit versteckt ist.

Naja, was soll`s. 

Ändern wird man diese Menschen wohl eher nicht, also mache ich nicht denselben Fehler wie sie und ärgere mich weiter darüber. Ein Gutes hat die Sache auf jeden Fall: Je mehr man mit den ewig Unzufriedenen zu tun hat, desto mehr weiß man die eigenen „normalen“ Freunde und Bekannten zu schätzen. 

Eigentlich können sie einem fast schon leidtun. Ich für meinen Teil stehe lieber mit einem Lächeln auf und frage mich, was dieser Tag wohl bringen wird. Wenn er dann doch nicht so toll war, kann ich mich immer noch abends alleine ärgern. Für mich, ohne es andere spüren zulassen.  Aber ich bin auch ein verwöhntes Einzelkind und war noch nie gut im Teilen. So hat auch alles seine guten Seiten ;-))

Hier in meinem Blog darf mir jeder seine Meinung ins Gesicht sagen, ich freue mich sogar darauf. Auch Frustablassen ist erlaubt, wenn es der Diskussion dient oder daraus sogar ein neues Thema wird. Es ist doch herrlich, wenn jeder seine eigene Meinung hat, was wäre es sonst für ein langweiliges Dasein?

Für all diejenigen, die einfach nur ein Ventil brauchen, um mit der eigenen Unzufriedenheit klar zu kommen, hänge ich einfach mal ein Schild auf:



Und weil es so schön zum Thema passt und ich ja nicht immer das letzte Wort haben muss, übergebe ich den Schluß, in Form eines Songtextes:


Hast du etwas getan, was sonst keiner tut?
Hast du hohe Schuhe oder gar einen Hut
Oder hast du etwa ein zu kurzes Kleid getragen
Ohne vorher deine Nachbarn um Erlaubnis zu fragen?

Jetzt wirst du natürlich mit Verachtung gestraft
Bist eine Schande für die ganze Nachbarschaft
Du weißt noch nicht einmal genau, wie sie heißen
Während sie sich über dich schon ihre Mäuler zerreißen

Lass die Leute reden und hör ihnen nicht zu
Die meisten Leute haben ja nichts Besseres zu tun
Lass die Leute reden, bei Tag und auch bei Nacht
Lass die Leute reden - das haben die immer schon gemacht

Du hast doch sicherlich ne Bank überfallen
Wie könntest du sonst deine Miete bezahlen? Und
Du darfst nie mehr in die Vereinigten Staaten
Denn du bist die Geliebte von Osama bin Laden

Rasierst du täglich deinen Damenbart oder
Hast du im Garten ein paar Leichen verscharrt?
Die Nachbarn haben da so was angedeutet
Also wunder dich nicht, wenn bald die Kripo bei dir läutet

Lass die Leute reden und hör einfach nicht hin
Die meisten Leute haben ja gar nichts Böses im Sinn
Es ist ihr eintöniges Leben, was sie quält
Und der Tag wird interessanter, wenn man Märchen erzählt

Und wahrscheinlich ist ihnen das nicht mal peinlich
Es fehlt ihnen jede Einsicht
Und wieder mal zeigt sich: Sie sind kleinlich
Unvermeidlich fremdenfeindlich

Hast du gehört und sag mal, wusstest du schon? Nämlich
Du verdienst dein Geld mit Prostitution
Du sollst ja meistens vor dem Busbahnhof stehn
Der Kollege eines Schwagers hat dich neulich gesehn

Lass die Leute reden und lächle einfach mild
Die meisten Leute haben ihre Bildung aus der Bild
Und die besteht nun mal, wer wüsste das nicht
Aus Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht

Lass die Leute reden, denn wie das immer ist:
Solang die Leute reden, machen sie nichts Schlimmeres
Und ein wenig Heuchelei kannst du dir durchaus leisten
Bleib höflich und sag nichts - das ärgert sie am meisten




Wem es gefällt, der kann es sich hier anhören oder herunter laden:






Sonntag, 31. Juli 2011

Kochen? Nein, Danke.

Letztens in meinem Urlaub hat mich tatsächlich mal wieder so ein Werbeanruf erwischt: Italienische Küchenprodukte direkt aus erster Hand und spottbillig.

Da ich ja (wie schon zu lesen war) ein Herz für Hotliner habe, war ich bemüht dem guten Mann freundlich zu erklären, dass ich nicht koche. Er antwortete verwirrt „Aber jeder hat doch eine Küche“. Was ich ja nicht bestritten habe. 

Also noch einmal: „Ja, auch ich habe eine Küche, aber ich koche darin nicht“. Er blieb tapfer am Ball. Wenn ich erst einmal seine hervorragenden Küchengeräte hätte, dann käme der Rest schon von alleine.  Mit den Worten „das hat über 40 Jahre niemand geschafft, daran werden auch ihre wundervollen Geräte nichts ändern“, habe ich das Gespräch dann doch beendet.

Heute hat es dann an meiner Wohnungstür geklingelt. Was ja nichts Schlimmes ist. Nur leider wohnen wir in einem älterem Haus ohne Türdrücker, das bedeutet man muss schnell hinunterlaufen, bevor derjenige der klingelt wieder verschwindet.

Ich glaube, ich muss nicht extra erwähnen, dass natürlich niemand klingelt, wenn ich sowieso schon komplett angezogen und für die Öffentlichkeit fein gemacht bin, allzeit bereit die Stufen meiner Treppen fröhlich hinunter zu hüpfen. Ok, dann sind wir uns da einig und ich gehe nicht näher auf die realen Umstände ein.

Ich also hinunter gehetzt, nachdem ich einigermaßen salonfähig war und habe gerade noch einen älteren Herrn erwischt, der mir  voller Stolz seine Schrobenhauser Kartoffeln ans Herz legen wollte, oder besser gesagt an den Herd.

In ganz Schrobenhausen scheint es niemanden zu geben, der gerne Gemüse isst, denn letztens stand auch schon jemand mit Spargel bei uns vor der Türe. Gibt es da keinen Wochenmarkt? Haben alle Schrobenhausener eine Gemüseallergie? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass in Hamburg jemals jemand vor meiner Türe gestanden hätte, der mir Obst aus dem alten Land verkaufen wollte. Was soll`s, der freundliche Herr kann ja nichts dafür, dass in Schrobenhausen Kartoffel-Überschuss besteht (oder vielleicht doch?)

Auch ihm versuchte ich ganz lieb und sachlich zu erklären, dass ich nicht kochen würde, er also leider an der falschen Stelle nachfragt hätte. Antwort: „Ich hätte auch kleinere Mengen abzugeben!“. Was er wohl an der Formulierung „NICHT kochen“ falsch verstanden hat? Das ich nur Miniaturgerichte koche? Ich weiß es nicht.  Er bot mir danach die Kartoffeln mit 15 Kilo an, weil sie auch hervorragend zum Grillen benutzt werden können. Ihn verließ ich dann mit dem Hinweis, auf dem Grill wäre mir ein anständiges Stück Fleisch lieber.  Ich hoffe nächste Woche steht kein anderer Schrobenhausener vor mir mit frischem Bauchfleisch…


Aber das Grundproblem ist mir nicht neu. Je nachdem wo und in welcher Situation ich erzähle, dass ich zu den nichtkochenden Menschen gehöre und quasi einen lebensmittelfreien Haushalt führe, bekomme ich die unterschiedlichsten Reaktionen.

Je nach Gemüt zeichnet sich Belustigung, blankes Entsetzen, ungläubiges Staunen oder Unmut auf dem Gesicht meines Gegenübers ab (Letzteres meist, weil man denkt ich würde einen auf den Arm nehmen)

Danach gibt es dann mehrere Gesprächsvariationen.

Die Klientel leidenschaftliche Hausfrauen und Mütter kann es kaum fassen, dass es jemanden gibt, den diese Leidenschaft nicht packt. Dort muss ich dann meist Rede und Antwort stehen, warum es mir keinen Spaß macht, Kochen wäre doch klasse. Man gibt mir fast immer den Tipp es doch einfach mal in einem Kochkurs zu lernen, dann würde ich das sicher auch merken.

Was ich dann immer witzig finde. Denn ich habe ja nie behauptet, dass ich nicht kochen kann. Ich will es nur nicht. Ich habe mal für einen hartnäckigen Freund ein 5-Gänge-Menü nach Kochbuch gekocht, mit Shrimps und allem Drum und Dran, nur um zu zeigen, dass ich könnte…wenn ich denn wollte.

Meist geht es dann weiter. Was mir denn daran nicht gefallen würde? 

Wenn ich wenig Lust und Zeit habe, sage ich einfach, dass mir der Kochvorgang an sich keinen Spaß macht und basta. Habe ich Lust dazu, erläutere ich das gerne ausführlicher. 

Leider sind es alles Argumente, die für niemanden ziehen dem Kochen und Haushalt wirklich Spaß machen. Ich finde zum Beispiel nichts Faszinierendes daran rohe oder ungekochte Lebensmittel anzufassen. Ich bin weder Vegetarier noch Veganer, mir ist völlig egal was ich esse, solange es schmeckt. Aber ich hasse alles Glibberige und das trifft nun mal auf die meisten Lebensmittel zu, bevor sie gekocht oder gebraten werden. 

Als normaler Vegetarier würde ich auch elendig zu Grunde gehen. Bis ich Salate mühselig auseinander gerupft und gewaschen hätte, wäre ich verhungert. Warum die Mühe, wenn ich nur den Deckel von meinem Fertigsalat nehmen muss und meine Lieblingssoße hinzufüge? Inklusive dem vorgefertigtem Putenfleisch, welches es schon schön gewürzt und vorgeschnitten zu kaufen gibt, dauert das Ganze im Höchstfall 3 Minuten und ich bin 15 Minuten später schon satt. 

Das gilt auch für die meisten anderen Gerichte. Hier kann man heutzutage kombinieren, kann die Mikrowelle und den Backofen im Wechsel mit einbeziehen und hat dann etwas auf dem Teller, was schon lange nicht mehr wie die Erzeugnisse eines schlechten Essen-auf-Rädern-Services aussieht. Mein Leben besteht auch nicht aus Pizza und Suppen, wie oft vermutet wird. Wobei ich natürlich zugeben muss, dass es bei mir schon von Vorteil ist, dass ich kein Problem damit habe, die Gerichte die mir schmecken, oft zu essen.

Das war schon früher so. Ich vermute mal, dass eine der Ursachen für mein nicht vorhandenes Koch-Gen in der Geduld (oder Resignation) meiner Mutter liegen.

Wenn das Kind früher nicht essen wollte, was auf dem Tisch stand, dann hat es eben was Eigenes bekommen. In meinem Fall Nudeln mit Hähnchen, Nudeln mit Fischstäbchen oder beides in Verbindung mit Reis. Ich habe mir also schon ziemlich früh gemerkt, dass ich mein Lieblingsessen genießen darf, wenn ich alles andere ablehne. Wie schon so oft meiner Mutter geantwortet: „Selber schuld“.

Da ich schon immer ein Gewohnheitstier war, hat sich das bis heute gehalten. 

Die letzte Hoffnung meiner Mutter (nachdem ihr klar wurde, was sie angerichtet hat mit dem verwöhntem Balg *g*) war dann immer die Zukunft. Sprich, der Mann, der da ja irgendwann kommen wird. „Wenn du mal verheiratet bist, dann kommt das von ganz alleine und dann wirst du auch kochen!“.

Ich gebe ja zu, es hätte in den meisten Fällen funktioniert. Aber, das Töchterlein ist ja nicht blöd gewesen und hat einfach einen Koch geheiratet, so einfach ist das. Und zwar einen der von früh bis spät freiwillig und voller Freunde gekocht und die Küche zur Sperrzone erklärt hat. Hätte ich mich wehren sollen?

Nach unserer Scheidung hatte ich dann andere Dinge im Kopf und später war ich dann der Meinung, dass ich jetzt auch nicht mehr damit anfangen müsse. Wird ja nicht der einzige Mann auf Erden gewesen sein, der kochen kann und wenn nicht ist es auch egal. Treffen vor der Mikrowelle kann man sicher auch nett romantisch gestalten. Ich habe da genug Phantasie.

Den sachlichen Gesprächspartner interessieren dann oft andere Dinge. Fehlende Vitamine und Nährstoffe zum Beispiel. Auch da mache ich mir wenig Sorgen. Die paar Vitamine, die es durch unsere genmanipulierten Nahrungsmittel geschafft haben, werden mir nicht gerade fehlen. Wie schon oft dokumentiert bleibt da heutzutage auch noch jede Menge von über, selbst in vorgekochten oder Mikrowellengerichten, wen einer meint er könne überhaupt nicht ohne leben.

Bei meinem letzten Komplettcheck hatte ich alles nur die besten Werte. Keine Defizite, nichts was man ausgleichen müsste, alles im grünen Bereich. 

Auch die Kostenfrage ist schnell geklärt. Da ich als Single gezwungen bin immer nur für eine Person einzukaufen, kann das auf Dauer richtig teuer werden bei frischen Lebensmitteln, welche die unangenehme Eigenschaft haben zu verderben.


In einer kurzfristigen Frustphase, in der ich den Ehrgeiz entwickelt habe "normaler" zu werden, habe ich mal zwei Wochen lang frisch eingekauft und gekocht. Also wirklich, das kann ich mir auf Dauer nicht leisten, da spare ich mit meinen abgepackten Zutaten und Gerichten eine Menge. Das Geld gebe ich dann lieber anderweitig aus.

Der eine oder andere meint dann, darauf hinweisen zu müssen, dass ich ja nicht gerade einen Astralkörper mit Traummaßen vorzuweisen hätte und dass dies sicherlich an meiner Fast-Food-Ernährung läge. Auch das trifft leider nicht zu. 

Wenn überhaupt liegt es daran, dass ich bekennender Kohlehydrat-Junkie bin, der sich auch ein ganzes Wochenende von Brot ernähren kann. Das ist dann meine Alternative zu Nudeln und Reis (natürlich den 2-Min-Reis von Onkel Ben, der versteht mich nämlich *g*). Oder eventuell auch an meiner Leidenschaft für Kartoffelchips von Funny. 

Ein weiterer Grund ist auch sicherlich meine fehlende Leidenschaft für Sport, welcher das Ganze durchaus ausgleichen könnte. Verstehen wir uns nicht falsch: Ich finde Sport toll, egal welche Sportart, solange mich niemand zwingt mitzumachen. Ich bin quasi ein visueller Sportfan, ich fiebere lieber mit, anstatt mitzuschwitzen, das ist spannender und strengt weniger an.

Nichts davon wäre anders, wen ich kochen würde.

So lebe ich denn dahin und beantworte immer mal wieder Fragen dazu. Meist amüsiert es mich, weil es Leute in meiner Umgebung gibt, die immer wieder nachhaken, weil sie es (nach eigenen Aussagen) „einfach nicht begreifen können“. Und immer noch mal vorsichtshalber fragen: „du hast auch keine Gewürze im Haus?“. Öhm… nein, wofür denn? So hübsch, dass ich sie mir einfach nur so an die Wand hänge, sind sie auch wieder nicht.

Inmitten eines Gespräches wird dann oft gesagt: „Da kannst du ja nicht mitreden, du kochst ja nicht“, selbst wenn es darum geht, wo in welchem Regal beim Tengelmann was liegt und wie frisch es ausgesehen hat. Ich meine, ich gehe ja nicht mit verbundenen Augen durch die Läden und schaue mir nur dir Schreibwaren an.

Auch nett finde ich: „Wir waren am Wochenende im Restaurant „Zur was auch immer…" da hat mir das und das nicht geschmeckt." Seitenblick zu mir. „Da kannst du ja nicht mitreden, du kochst ja nicht“. 

Ja schon, aber ich esse. Wenn auch nicht so, wie andere es vielleicht gewohnt sind und ich gehe durchaus gerne in Restaurants. Da bestelle ich dann über die ganz normale Speisekarte, zumindest hat mir noch keines meiner Lieblingslokale die Mikrowellenkarte unter die Nase gehalten. Ich esse gerne, ich trinke gerne, ich genieße es auch in schöner Atmosphäre zu essen mit viel Zeit. Ich kann lediglich nichts daran finden, mir dieses Essen selber zuzubereiten, das überlasse ich lieber anderen.

Wichtig ist, dass es schmeckt. Woher es kommt oder ob dafür jemand eine Plastikhülle aufgerissen hat oder drei Stunden am Herd gestanden hat, ist mir völlig egal. Das heißt nicht, dass ich so was nicht zu würdigen weiß, im Gegenteil ich finde es toll. Es darf nur keiner von mir verlangen.

Ach ja, und wenn es schmeckt möchte ich auch satt davon werden. Die niedlichen Portionen beim 5-Gänge-Menü in „Schubecks Theatro“ waren schon ein Genuss für mein fotografisches Auge. Ich vermutet nur meiner Figur hat das Pizzabaguette mitten in der Nacht keinen Gefallen getan, aber bei dem Magenknurren hätte wirklich niemand einschlafen können, ich bin mir da ganz sicher.

Also, alle Frauen die hier mitlesen bitte nun einmal zurücktreten. 

Macht Platz für den humorvollen Single-Mann, der immer schon davon geträumt hat eine nette Frau bis an sein Lebensende zu bekochen? 

Macht ihm Platz, lasst ihn mutig vortreten, er ist mir jederzeit willkommen  ;-)


 

Frau muss halt Prioritäten setzen. 
So ist das.