Samstag, 6. August 2011

Gedanken über die EU

Nein, keine Angst, wir werden uns heute nicht über die verschiedenen Pleitegeier in Europa unterhalten. Mit EU bezeichne ich eine Gattung Mensch, der man es nie recht machen kann und zwar meine ich damit die

–   Ewig Unzufriedenen   – 

Man trifft sie überall und an jeder Ecke. 

Sie grummeln ständig vor sich hin, versuchen anderen das Leben schwer zu machen, haben überall etwas auszusetzen und gehen meist noch zum „Lachen in den Keller“.

Das Leben spielt ihnen schwer mit, nur sie sind von allem Elend dieser Welt betroffen und kein anderer leidet wie sie.



Das fängt schon morgens an. Ich gehe vor der Arbeit meist noch zum Bäcker, setze mich mit meinem Buch hinein und schalte noch ein wenig ab, mit dem ersten Kaffee des Tages. Da Frauen ja multitaskingfähig sind, bekomme ich trotzdem die Gespräche um mich herum mit.

Gesprächsthema Nr. 1, ist natürlich das Wetter.  Das kann man zum Glück jeden Tag heranziehen, denn es ändert sich ja ständig. Seltsamerweise ist dabei das vorhandene Wetter immer das, was man nicht möchte.

Ich meine, ich gehöre auch zu den Menschen, die ohne Problem von November bis April Winterschlaf halten könnten. Ich brauche auch keine Jahreszeiten. 

Ich brauche eigentlich nur Sonne. Alles unter 20 Grad ist für mich kalt. Mein Lieblingswetter: leichte Brise bei 25 Grad im Schatten.  Ich weiß allerdings, wo ich lebe und dass mir das in Deutschland nicht oft gegönnt wird. Zumindest was die letzten Jahre angeht. Auf die letzten Wochen bezogen, hätte ich da eher schwere Gewitter im Angebot mit sinnflutartigen Regenfällen. Aber vielleicht ist das nur die Strafe für die vielen Wettermeckerer unter uns.

Den Wettermeckerer erkennt man daran, dass er den Winter über ständig stöhnt, ihm sei zu kalt und dass er endlich wieder Frühling haben möchte. Spätestens wenn es dann taut, wird er sich beschweren, weil nun alles nass und feucht ist. Dann möchte er den Sommer sehen.

Im April beschwert er sich über den Regen und er fordert weiter Sonne und Wärme. Kommt dann der Sommer, ist der Weckermeckerer der Erste, der schwitzend in besagter Bäckerei steht. „Gott, ist mir warm!“. 

Es vergehen sicherlich nicht  mehr wie zwei Tage, dann drehen sich die Gespräche nur noch um die Hitze und dem damit verbundenem Schwitzen. Man fordert (natürlich nur zur Abkühlung und für die Gärten) einen kühlenden Regenschauer. Nur um beim erste Tropfen triumphierend ausrufen zu können: „So, da haben wir es ja wieder! Es regnet! Was ist denn das für ein schlimmer Sommer!“ 

Das wäre mir als Wetter auch zu stressig. Wenn ich es sowieso keinem recht machen kann, würde ich auch einfach tun, was ich will und zwar ohne zu fragen und unvorhergesehen. Wem das nicht passt, der kann ja auswandern (würde ich z.B. sofort, wenn ich die Gelegenheit hätte) Aber sich tagaus und tagein über das Wetter zu ärgern? Bringt das was?

Zum Glück können wir uns ja auch noch über die U-Bahn ärgern (oder die Straßenbahn, den Bus…) 

Immerhin kommen die sowieso meistens zu spät. Und wenn wir morgens mal wieder nicht aus dem Bett gekommen sind oder noch im Halbschlaf zur Haltestelle laufen, ohne auf die Uhrzeit zu achten, dann sind sie es auch schuld, wenn wir sie verpassen. Müssen die auch immer so überpünktlich abfahren, das ist schon eine Frechheit! Jawohl.

Und überhaupt, wie voll die immer sind. Bis auf die Ferienzeit. Da ist es ja schon fast unheimlich mit ihnen fahren, weil kaum jemand drinsitzt.  Ja, ja, die menschliche Logik ist einzigartig.

Der ständig präsente laute Nachbar fällt mir da noch ein, wegen dem man sich eigentlich mal beschweren müsste. Nicht zu verwechseln mit dem auf der anderen Seite. Von dem hört und sieht man die ganze Zeit nichts. Was der wohl in seiner Wohnung ausheckt. Das kann ja nur ein Verbrecher sein, wenn man sich so zurückzieht und so betont unauffällig ist. Bedeutet sicher nichts Gutes.

Aber das sind eigentlich Geschichten, die mich eher zum Schmunzeln bringen und wo ich mich dann fragen, ob die Leute keine besseren Themen haben.

Eher weniger lustig finde ich es, wenn die ewig Unzufriedenen dann anfangen auf andere Leute loszugehen oder ihren Frust an anderen auszulassen.

Ich verstehe durchaus, dass nicht jeder mit seinem Leben zufrieden ist. 

Ich selber lebe in einer Stadt, mit der ich mich nach all den Jahren nicht anfreunden kann. 
Ich kenne kaum jemanden, bin meist in meiner eigenen Gesellschaft unterwegs oder zuhause und wäre ohne meine alten Freunde, die zwar weit weg wohnen aber immer noch für mich präsent sind, schon längst depressiv geworden. Zumal ich ja schon einiges hinter mir habe und auch nicht gerade Bewohner im Glücksbärchiland gewesen bin.

Wenn ich dann mitbekomme, dass es Menschen gibt, die ständig mit sich und der Welt unzufrieden sind, obwohl sie z.B. ihre Familie um sich herum haben. Oder einen Partner, mit dem sie (angeblich) glücklich zusammenleben. Die ein geregeltes Einkommen haben und gesund sind. Und einen Job, der vielleicht nicht gerade die Herausforderung schlechthin bedeutet, mit dem man aber stressfrei leben könnte, wenn man es sich nicht selber schwer macht. Das macht mich dann wütend.

Da wird ständig nur erzählt, wie schrecklich es doch mit der eigenen Familie ist, niemand versteht einen und alle wollen immer etwas von einem. Der Chef versteht mich nicht und verkennt völlig wie gut ich doch bin.  Freunde sind dünn gesät, den die machen eh nur Ärger. Immer sind es die Bösen anderen, die einem Steine in den Weg legen. 

Selbst die  Nachbarn existieren eigentlich nur um die armen Unzufriedenen zu tyrannisieren. Es ist unvorstellbar, die machen sogar Türen auf und zu! Mehrmals täglich!

Mein Nachbarskind misshandelt seit einem Jahr eine Block-/Querflöte (oder was auch immer) DAS ist unvorstellbar und eine Quälerei für jedes normale Gehör. Sie hat sehr viel Geduld mit ihrem in keinster Weise vorhandenem Talent und spielt mit Vorliebe Sonntags mehrere Stunden durch. Wahrscheinlich weil es da so schön ruhig ist (oder wäre, wenn ich es endlich schaffen könnte, ihr das Was-auch-immer-Instrument zu entwenden und zu verbrennen)

Aber ziehe ich deswegen am Montag los in die Welt und versuche möglichst viel von diesem Terror an meine Mitmenschen weiterzugeben? Bisher nicht.

Was fehlt mir denn in meinem Leben, wenn ich beobachte, wie sich andere Menschen kennenlernen und anfreunden und ich es nicht ertragen kann? Da wird dann hier ein wenig so geredet und da ein wenig anders. Wenn ich Glück habe, bin ich so gut darin, dass die anderen es nicht merken und spiele sie erst einmal ein wenig gegeneinander aus. Das scheint für einige Leute ein nettes Spiel zu sein, auch wenn ich den Kick daran nicht verstehe. Beinah lustig ist da schon der verkniffene Gesichtsausdruck, wenn man dann merkt. „Mist, die reden miteinander und da komm ich nicht mit durch“. So ein Pech aber auch.

Aber man kann sich ja weitere Betätigungsfelder suchen. Die Kollegen im Büro, da kann man auch schön drüber herziehen, selbst ohne sie näher zu kennen. Die Bedienung im Restaurant, die Verkäuferin im Laden, den Dienstleister in welcher Branche auch immer, denn die sind sowieso alle unfähig. Was für ein Leben führe ich bloß in einer Welt, die mich nicht versteht. Um einen herum alles nur Unfähige, da soll man nicht unzufrieden werden.

Wie wird man so? Was hat man davon?

Wenn ich mich immer nur über andere ärgere, nichts gut genug für mich ist und ich dauernd nur grummelnd oder seufzend den Tag verbringe – was bringt mir das?

Als erstes fallen mir da Magengeschwüre ein, so rein medizinisch gesehen.

Aber mal im Ernst. Ich glaube schon, dass diese Menschen sich selber nicht als unzufrieden bezeichnen würden. Die wenigen sozialen Kontakte, die sie haben werden ihnen wahrscheinlich reichen (mehr sind ja auch schwer zu finden, wenn alle blöd sind) 

Und gut gelaunt durch die Gegend zu laufen, wird ja angeblich auch überwertet. Meckern gehört zum Alltag dazu, damit es uns nicht irgendwann zu gut geht. 

Also für mich wäre das kein Leben.

Ich habe es bisher immer wieder geschafft mich aus meinen dunklen Phasen herauszuarbeiten, weil mir allen Tiefschlägen zum Trotz mein eigenes Lachen gefehlt hat.

Ich bin gerne fröhlich und das schaffe ich sicher nicht, wenn ich mich von morgens bis abends über Dinge oder Leute ärgere. Vor allem nicht, wenn ich sonst kaum etwas mit ihnen zu tun habe. Da müsste ich mich ja ständig mit der ganzen Welt anlegen oder zumindest über sie nachdenken, damit mir auch genug Gründe auffallen, mich über sie zu ärgern. Das wäre mir schlichtweg zu stressig.

Noch schlimmer ist ja die immer wieder gern genommene Variante, nach außen hin nett und freundlich zu sein, innerlich aber dauernd die Augen zu verdrehen. Tagaus tagein so zu tun, als würde man jemanden mögen und ihm oder ihr auch noch von den Ärgernisse des Lebens zu berichten, obwohl man doch so viel Schlechtes über ihn selber erzählen könnte (wenn man gerade zufällig andere trifft). 

Das ist aber auch anstrengend. Logisch, dass man sich dann ab und an Mitstreiter sucht, damit man wenigsten hinter dem Rücken diverser Personen über sie reden kann. Irgendwie muss der ganze geistige Mist ja raus, sonst platzt einem der Kopf. Man hat immerhin schon von klein auf gelernt, dass man auch teilen und nicht immer nur alles für sich behalten soll. Also mehr oder wenig gut erzogenen Menschen, diese Unzufriedenen, die sich wahrscheinlich nur an einfache Grundsätze halten.

Ein schöner Grundsatz für mich wäre da schon eher die Aussage: 

Leben und leben lassen!

Ganz unangenehme Menschen (wie ich zum Beispiel) sind manchmal sogar richtig unverschämt und sprechen jemanden direkt an, wenn Sie ein Problem mit ihm haben. Das ist natürlich ein völliger Verstoß gegen jegliche Intrige-Ordnung und absolut nicht tragbar. Das sollte man schon im Ansatz boykottieren. 

Dann muss man sich auch nicht  mit dem auseinandersetzen was man eventuell gesagt bekommt. Nicht, dass da doch mal ein Körnchen Wahrheit versteckt ist.

Naja, was soll`s. 

Ändern wird man diese Menschen wohl eher nicht, also mache ich nicht denselben Fehler wie sie und ärgere mich weiter darüber. Ein Gutes hat die Sache auf jeden Fall: Je mehr man mit den ewig Unzufriedenen zu tun hat, desto mehr weiß man die eigenen „normalen“ Freunde und Bekannten zu schätzen. 

Eigentlich können sie einem fast schon leidtun. Ich für meinen Teil stehe lieber mit einem Lächeln auf und frage mich, was dieser Tag wohl bringen wird. Wenn er dann doch nicht so toll war, kann ich mich immer noch abends alleine ärgern. Für mich, ohne es andere spüren zulassen.  Aber ich bin auch ein verwöhntes Einzelkind und war noch nie gut im Teilen. So hat auch alles seine guten Seiten ;-))

Hier in meinem Blog darf mir jeder seine Meinung ins Gesicht sagen, ich freue mich sogar darauf. Auch Frustablassen ist erlaubt, wenn es der Diskussion dient oder daraus sogar ein neues Thema wird. Es ist doch herrlich, wenn jeder seine eigene Meinung hat, was wäre es sonst für ein langweiliges Dasein?

Für all diejenigen, die einfach nur ein Ventil brauchen, um mit der eigenen Unzufriedenheit klar zu kommen, hänge ich einfach mal ein Schild auf:



Und weil es so schön zum Thema passt und ich ja nicht immer das letzte Wort haben muss, übergebe ich den Schluß, in Form eines Songtextes:


Hast du etwas getan, was sonst keiner tut?
Hast du hohe Schuhe oder gar einen Hut
Oder hast du etwa ein zu kurzes Kleid getragen
Ohne vorher deine Nachbarn um Erlaubnis zu fragen?

Jetzt wirst du natürlich mit Verachtung gestraft
Bist eine Schande für die ganze Nachbarschaft
Du weißt noch nicht einmal genau, wie sie heißen
Während sie sich über dich schon ihre Mäuler zerreißen

Lass die Leute reden und hör ihnen nicht zu
Die meisten Leute haben ja nichts Besseres zu tun
Lass die Leute reden, bei Tag und auch bei Nacht
Lass die Leute reden - das haben die immer schon gemacht

Du hast doch sicherlich ne Bank überfallen
Wie könntest du sonst deine Miete bezahlen? Und
Du darfst nie mehr in die Vereinigten Staaten
Denn du bist die Geliebte von Osama bin Laden

Rasierst du täglich deinen Damenbart oder
Hast du im Garten ein paar Leichen verscharrt?
Die Nachbarn haben da so was angedeutet
Also wunder dich nicht, wenn bald die Kripo bei dir läutet

Lass die Leute reden und hör einfach nicht hin
Die meisten Leute haben ja gar nichts Böses im Sinn
Es ist ihr eintöniges Leben, was sie quält
Und der Tag wird interessanter, wenn man Märchen erzählt

Und wahrscheinlich ist ihnen das nicht mal peinlich
Es fehlt ihnen jede Einsicht
Und wieder mal zeigt sich: Sie sind kleinlich
Unvermeidlich fremdenfeindlich

Hast du gehört und sag mal, wusstest du schon? Nämlich
Du verdienst dein Geld mit Prostitution
Du sollst ja meistens vor dem Busbahnhof stehn
Der Kollege eines Schwagers hat dich neulich gesehn

Lass die Leute reden und lächle einfach mild
Die meisten Leute haben ihre Bildung aus der Bild
Und die besteht nun mal, wer wüsste das nicht
Aus Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht

Lass die Leute reden, denn wie das immer ist:
Solang die Leute reden, machen sie nichts Schlimmeres
Und ein wenig Heuchelei kannst du dir durchaus leisten
Bleib höflich und sag nichts - das ärgert sie am meisten




Wem es gefällt, der kann es sich hier anhören oder herunter laden:






2 Kommentare:

  1. Dem ist Nichts, absolut nichts!, hinzuzumeckern PUNKT ;-)))
    Joerch (morgenssiebenuhrinrudelnuebereinenherfallendemeckerndekollegengeschaedigter)

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  2. Ich kann Mr Anonym-Joerch nur zustimmen :-)
    Toll, wie Du es schaffst, Gedanken in Worte zu fassen!

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