Sonntag, 31. Juli 2011

Kochen? Nein, Danke.

Letztens in meinem Urlaub hat mich tatsächlich mal wieder so ein Werbeanruf erwischt: Italienische Küchenprodukte direkt aus erster Hand und spottbillig.

Da ich ja (wie schon zu lesen war) ein Herz für Hotliner habe, war ich bemüht dem guten Mann freundlich zu erklären, dass ich nicht koche. Er antwortete verwirrt „Aber jeder hat doch eine Küche“. Was ich ja nicht bestritten habe. 

Also noch einmal: „Ja, auch ich habe eine Küche, aber ich koche darin nicht“. Er blieb tapfer am Ball. Wenn ich erst einmal seine hervorragenden Küchengeräte hätte, dann käme der Rest schon von alleine.  Mit den Worten „das hat über 40 Jahre niemand geschafft, daran werden auch ihre wundervollen Geräte nichts ändern“, habe ich das Gespräch dann doch beendet.

Heute hat es dann an meiner Wohnungstür geklingelt. Was ja nichts Schlimmes ist. Nur leider wohnen wir in einem älterem Haus ohne Türdrücker, das bedeutet man muss schnell hinunterlaufen, bevor derjenige der klingelt wieder verschwindet.

Ich glaube, ich muss nicht extra erwähnen, dass natürlich niemand klingelt, wenn ich sowieso schon komplett angezogen und für die Öffentlichkeit fein gemacht bin, allzeit bereit die Stufen meiner Treppen fröhlich hinunter zu hüpfen. Ok, dann sind wir uns da einig und ich gehe nicht näher auf die realen Umstände ein.

Ich also hinunter gehetzt, nachdem ich einigermaßen salonfähig war und habe gerade noch einen älteren Herrn erwischt, der mir  voller Stolz seine Schrobenhauser Kartoffeln ans Herz legen wollte, oder besser gesagt an den Herd.

In ganz Schrobenhausen scheint es niemanden zu geben, der gerne Gemüse isst, denn letztens stand auch schon jemand mit Spargel bei uns vor der Türe. Gibt es da keinen Wochenmarkt? Haben alle Schrobenhausener eine Gemüseallergie? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass in Hamburg jemals jemand vor meiner Türe gestanden hätte, der mir Obst aus dem alten Land verkaufen wollte. Was soll`s, der freundliche Herr kann ja nichts dafür, dass in Schrobenhausen Kartoffel-Überschuss besteht (oder vielleicht doch?)

Auch ihm versuchte ich ganz lieb und sachlich zu erklären, dass ich nicht kochen würde, er also leider an der falschen Stelle nachfragt hätte. Antwort: „Ich hätte auch kleinere Mengen abzugeben!“. Was er wohl an der Formulierung „NICHT kochen“ falsch verstanden hat? Das ich nur Miniaturgerichte koche? Ich weiß es nicht.  Er bot mir danach die Kartoffeln mit 15 Kilo an, weil sie auch hervorragend zum Grillen benutzt werden können. Ihn verließ ich dann mit dem Hinweis, auf dem Grill wäre mir ein anständiges Stück Fleisch lieber.  Ich hoffe nächste Woche steht kein anderer Schrobenhausener vor mir mit frischem Bauchfleisch…


Aber das Grundproblem ist mir nicht neu. Je nachdem wo und in welcher Situation ich erzähle, dass ich zu den nichtkochenden Menschen gehöre und quasi einen lebensmittelfreien Haushalt führe, bekomme ich die unterschiedlichsten Reaktionen.

Je nach Gemüt zeichnet sich Belustigung, blankes Entsetzen, ungläubiges Staunen oder Unmut auf dem Gesicht meines Gegenübers ab (Letzteres meist, weil man denkt ich würde einen auf den Arm nehmen)

Danach gibt es dann mehrere Gesprächsvariationen.

Die Klientel leidenschaftliche Hausfrauen und Mütter kann es kaum fassen, dass es jemanden gibt, den diese Leidenschaft nicht packt. Dort muss ich dann meist Rede und Antwort stehen, warum es mir keinen Spaß macht, Kochen wäre doch klasse. Man gibt mir fast immer den Tipp es doch einfach mal in einem Kochkurs zu lernen, dann würde ich das sicher auch merken.

Was ich dann immer witzig finde. Denn ich habe ja nie behauptet, dass ich nicht kochen kann. Ich will es nur nicht. Ich habe mal für einen hartnäckigen Freund ein 5-Gänge-Menü nach Kochbuch gekocht, mit Shrimps und allem Drum und Dran, nur um zu zeigen, dass ich könnte…wenn ich denn wollte.

Meist geht es dann weiter. Was mir denn daran nicht gefallen würde? 

Wenn ich wenig Lust und Zeit habe, sage ich einfach, dass mir der Kochvorgang an sich keinen Spaß macht und basta. Habe ich Lust dazu, erläutere ich das gerne ausführlicher. 

Leider sind es alles Argumente, die für niemanden ziehen dem Kochen und Haushalt wirklich Spaß machen. Ich finde zum Beispiel nichts Faszinierendes daran rohe oder ungekochte Lebensmittel anzufassen. Ich bin weder Vegetarier noch Veganer, mir ist völlig egal was ich esse, solange es schmeckt. Aber ich hasse alles Glibberige und das trifft nun mal auf die meisten Lebensmittel zu, bevor sie gekocht oder gebraten werden. 

Als normaler Vegetarier würde ich auch elendig zu Grunde gehen. Bis ich Salate mühselig auseinander gerupft und gewaschen hätte, wäre ich verhungert. Warum die Mühe, wenn ich nur den Deckel von meinem Fertigsalat nehmen muss und meine Lieblingssoße hinzufüge? Inklusive dem vorgefertigtem Putenfleisch, welches es schon schön gewürzt und vorgeschnitten zu kaufen gibt, dauert das Ganze im Höchstfall 3 Minuten und ich bin 15 Minuten später schon satt. 

Das gilt auch für die meisten anderen Gerichte. Hier kann man heutzutage kombinieren, kann die Mikrowelle und den Backofen im Wechsel mit einbeziehen und hat dann etwas auf dem Teller, was schon lange nicht mehr wie die Erzeugnisse eines schlechten Essen-auf-Rädern-Services aussieht. Mein Leben besteht auch nicht aus Pizza und Suppen, wie oft vermutet wird. Wobei ich natürlich zugeben muss, dass es bei mir schon von Vorteil ist, dass ich kein Problem damit habe, die Gerichte die mir schmecken, oft zu essen.

Das war schon früher so. Ich vermute mal, dass eine der Ursachen für mein nicht vorhandenes Koch-Gen in der Geduld (oder Resignation) meiner Mutter liegen.

Wenn das Kind früher nicht essen wollte, was auf dem Tisch stand, dann hat es eben was Eigenes bekommen. In meinem Fall Nudeln mit Hähnchen, Nudeln mit Fischstäbchen oder beides in Verbindung mit Reis. Ich habe mir also schon ziemlich früh gemerkt, dass ich mein Lieblingsessen genießen darf, wenn ich alles andere ablehne. Wie schon so oft meiner Mutter geantwortet: „Selber schuld“.

Da ich schon immer ein Gewohnheitstier war, hat sich das bis heute gehalten. 

Die letzte Hoffnung meiner Mutter (nachdem ihr klar wurde, was sie angerichtet hat mit dem verwöhntem Balg *g*) war dann immer die Zukunft. Sprich, der Mann, der da ja irgendwann kommen wird. „Wenn du mal verheiratet bist, dann kommt das von ganz alleine und dann wirst du auch kochen!“.

Ich gebe ja zu, es hätte in den meisten Fällen funktioniert. Aber, das Töchterlein ist ja nicht blöd gewesen und hat einfach einen Koch geheiratet, so einfach ist das. Und zwar einen der von früh bis spät freiwillig und voller Freunde gekocht und die Küche zur Sperrzone erklärt hat. Hätte ich mich wehren sollen?

Nach unserer Scheidung hatte ich dann andere Dinge im Kopf und später war ich dann der Meinung, dass ich jetzt auch nicht mehr damit anfangen müsse. Wird ja nicht der einzige Mann auf Erden gewesen sein, der kochen kann und wenn nicht ist es auch egal. Treffen vor der Mikrowelle kann man sicher auch nett romantisch gestalten. Ich habe da genug Phantasie.

Den sachlichen Gesprächspartner interessieren dann oft andere Dinge. Fehlende Vitamine und Nährstoffe zum Beispiel. Auch da mache ich mir wenig Sorgen. Die paar Vitamine, die es durch unsere genmanipulierten Nahrungsmittel geschafft haben, werden mir nicht gerade fehlen. Wie schon oft dokumentiert bleibt da heutzutage auch noch jede Menge von über, selbst in vorgekochten oder Mikrowellengerichten, wen einer meint er könne überhaupt nicht ohne leben.

Bei meinem letzten Komplettcheck hatte ich alles nur die besten Werte. Keine Defizite, nichts was man ausgleichen müsste, alles im grünen Bereich. 

Auch die Kostenfrage ist schnell geklärt. Da ich als Single gezwungen bin immer nur für eine Person einzukaufen, kann das auf Dauer richtig teuer werden bei frischen Lebensmitteln, welche die unangenehme Eigenschaft haben zu verderben.


In einer kurzfristigen Frustphase, in der ich den Ehrgeiz entwickelt habe "normaler" zu werden, habe ich mal zwei Wochen lang frisch eingekauft und gekocht. Also wirklich, das kann ich mir auf Dauer nicht leisten, da spare ich mit meinen abgepackten Zutaten und Gerichten eine Menge. Das Geld gebe ich dann lieber anderweitig aus.

Der eine oder andere meint dann, darauf hinweisen zu müssen, dass ich ja nicht gerade einen Astralkörper mit Traummaßen vorzuweisen hätte und dass dies sicherlich an meiner Fast-Food-Ernährung läge. Auch das trifft leider nicht zu. 

Wenn überhaupt liegt es daran, dass ich bekennender Kohlehydrat-Junkie bin, der sich auch ein ganzes Wochenende von Brot ernähren kann. Das ist dann meine Alternative zu Nudeln und Reis (natürlich den 2-Min-Reis von Onkel Ben, der versteht mich nämlich *g*). Oder eventuell auch an meiner Leidenschaft für Kartoffelchips von Funny. 

Ein weiterer Grund ist auch sicherlich meine fehlende Leidenschaft für Sport, welcher das Ganze durchaus ausgleichen könnte. Verstehen wir uns nicht falsch: Ich finde Sport toll, egal welche Sportart, solange mich niemand zwingt mitzumachen. Ich bin quasi ein visueller Sportfan, ich fiebere lieber mit, anstatt mitzuschwitzen, das ist spannender und strengt weniger an.

Nichts davon wäre anders, wen ich kochen würde.

So lebe ich denn dahin und beantworte immer mal wieder Fragen dazu. Meist amüsiert es mich, weil es Leute in meiner Umgebung gibt, die immer wieder nachhaken, weil sie es (nach eigenen Aussagen) „einfach nicht begreifen können“. Und immer noch mal vorsichtshalber fragen: „du hast auch keine Gewürze im Haus?“. Öhm… nein, wofür denn? So hübsch, dass ich sie mir einfach nur so an die Wand hänge, sind sie auch wieder nicht.

Inmitten eines Gespräches wird dann oft gesagt: „Da kannst du ja nicht mitreden, du kochst ja nicht“, selbst wenn es darum geht, wo in welchem Regal beim Tengelmann was liegt und wie frisch es ausgesehen hat. Ich meine, ich gehe ja nicht mit verbundenen Augen durch die Läden und schaue mir nur dir Schreibwaren an.

Auch nett finde ich: „Wir waren am Wochenende im Restaurant „Zur was auch immer…" da hat mir das und das nicht geschmeckt." Seitenblick zu mir. „Da kannst du ja nicht mitreden, du kochst ja nicht“. 

Ja schon, aber ich esse. Wenn auch nicht so, wie andere es vielleicht gewohnt sind und ich gehe durchaus gerne in Restaurants. Da bestelle ich dann über die ganz normale Speisekarte, zumindest hat mir noch keines meiner Lieblingslokale die Mikrowellenkarte unter die Nase gehalten. Ich esse gerne, ich trinke gerne, ich genieße es auch in schöner Atmosphäre zu essen mit viel Zeit. Ich kann lediglich nichts daran finden, mir dieses Essen selber zuzubereiten, das überlasse ich lieber anderen.

Wichtig ist, dass es schmeckt. Woher es kommt oder ob dafür jemand eine Plastikhülle aufgerissen hat oder drei Stunden am Herd gestanden hat, ist mir völlig egal. Das heißt nicht, dass ich so was nicht zu würdigen weiß, im Gegenteil ich finde es toll. Es darf nur keiner von mir verlangen.

Ach ja, und wenn es schmeckt möchte ich auch satt davon werden. Die niedlichen Portionen beim 5-Gänge-Menü in „Schubecks Theatro“ waren schon ein Genuss für mein fotografisches Auge. Ich vermutet nur meiner Figur hat das Pizzabaguette mitten in der Nacht keinen Gefallen getan, aber bei dem Magenknurren hätte wirklich niemand einschlafen können, ich bin mir da ganz sicher.

Also, alle Frauen die hier mitlesen bitte nun einmal zurücktreten. 

Macht Platz für den humorvollen Single-Mann, der immer schon davon geträumt hat eine nette Frau bis an sein Lebensende zu bekochen? 

Macht ihm Platz, lasst ihn mutig vortreten, er ist mir jederzeit willkommen  ;-)


 

Frau muss halt Prioritäten setzen. 
So ist das.




1 Kommentar:

  1. Ich gestehe: Ich koche! ...ob ich das kann, die Bewertung ueberlasse ich meiner Freundin. Wenn ich keine Lust hab', gibts Fertigfutter... ...Essen, meine ich jetzt *ggg* Also jedem Das Seine, mir das Meiste! ® by Garfield *rülps*
    Joerch ;-)

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