Samstag, 18. Juni 2011

Sieg dem Schwarzer Daumen!

Wenn du keinen Platz mehr für deine Pflanzen hast, du aber ein schlechtes Gewissen hättest sie zu entsorgen – gib sie mir in Pflege. Ich habe es mein Leben lang geschafft Pflanzen eingehen zu lassen und geblüht hat bei mir nie etwas. Da ich Blumen und blühende Pflanzen sehr mag, habe ich es dennoch immer wieder versucht. Leider mit einem absolutem Minimum an Erfolg.

Irgendwann habe ich es aufgegeben und mich damit abgefunden, dass außer Palmen nichts bei mir gedeiht und diese fristen nun ein risikoreiches Dasein in meiner Nähe, immer mit dem eventuellen Tod vor Augen. Einige allerdings schon seit Jahren und sie haben immerhin drei Umzüge durch ganz Deutschland mit gemacht. Wenn das Wort „Überlebenskünstler“ nicht schon vorhanden wäre, so würde es sicher von jemandem erfunden, der die Bekanntschaft meiner Pflanzer macht.

Dabei ist es ganz einfach, sie müssen nur damit leben, dass ich sie entweder vergesse oder zu Tode gieße, die Reihenfolge wechselt hier ständig und ist flexibel gehandhabt.
Eigentlich doch nicht wirklich schwer, oder?

Trotz alledem oder gerade deswegen habe ich beim letzten Besuch im Gartencenter wieder einmal einen Feldversuch gestartet, diesmal mit drei blühenden Pflanzen incl. einer Orchidee, da diese eigentlich kaum umzubringen seien, wie mir mein fastallwissender Nachbar mitgeteilt hat, der mich ja immerhin schon länger kennt und die Situation somit einschätzen kann – sollte man zumindest von ausgehen und ich vertraue ihm bei den meisten Dingen, die er so von sich gibt.

Gut, die zartlila blühenden Pflanzen hat wohl doch nicht so viel Wasser gebraucht, wie ich dachte im Internet erfolgreich recherchiert zu haben, aber nur mit den grünen Blättern sieht sie auch ganz nett aus, in ihrer Heimat der großen Kaffeetasse (könnten ja auch Küchengewürze sein, wer weiß das schon…)

Die Orchidee hält sich tapfer, aber da sie so edel und zart aussieht und ich mich da doch absichern wollte, habe ich deren Gießtermine immerhin fachgerecht in mein Handy gepackt, mit der entsprechenden Alarmfunktion.

Auch die kleiner Glockenblume überlebt tapfer, die aber immer in Handgreifnähe steht, so dass ich sie bei Bedarf immer mal mit Wasser benetzen oder am nächsten Tag von eben diesem Wasser befreien kann, das ist eine Sache im Vorbeigehen, das könnte noch eine Zeit gutgehen (falls ich weiter oft genug vorbeilaufe)

Kommen wir jetzt zu absoluten Premiere in meinem Natur- und Gartenleben:
Meine neue Pflanze im Badezimmer, als grüne Fläche gekauft, sollte mir die Kakteen an gleicher Stelle, welche nach jahrelanger Treue ebenfalls eingegangen sind, ersetzen. Hier hatte ich überhaupt keine Erwartungen gestellt, es sollte nichts blühen, nichts wachsen (im Gegenteil, sonst wäre da kein Platz) sie sollte einfach nur auf der Fensterbank stehen und hübsch aussehen. 

Und was soll ich sagen? Was sehen meine erstaunten Augen, welch ungläubiger Blick trifft diese unschuldige Pflanze? Nein, eigentlich nicht die Pflanze, sondern die drei kleinen Blüten, die gar nicht vorgesehen waren (zumindest nicht von mir) Es ist somit bewiesen! Auch in meiner Wohnung kann etwas wachsen und dabei auch noch richtig schön aussieht. Sieg dem schwarzen Daumen – der Beweis ist hier zu sehen:

Es ist jetzt eine Woche her und ich weiß noch wie ich mich gefühlt habe: euphorisch, jemand der Leben erschaffen kann (grins), jemand der Pflanzen zum Blühen bringen kann. 

Ich habe überlegt was als nächstes kommt. 47 Jahre im Durchschnitt sind eine lange Zeit, wollte ich wieder solange warten bis ich es an der nächsten Pflanze versuche? Dann würde ich es immerhin auf zwei in meinem Leben schaffen, wenn ich bis dahin noch lebe. 

Würde ich auf dem Land leben, könnte ich etwas Bleibendes probieren, wie einen Baum zu pflanzen. Aber wenn sie dir heute schon verbieten an deinem eigenem Baum die Äste abzuschneiden, auch wenn dadurch die Stromversorgung der ganzen Straße gekappt wurde, dann gibt es in irgendeinem Amt sicher auch jemandem der mir nicht erlaubt einen Baum zu pflanzen, nur weil ich mir das auf einmal zutraue. Also habe ich mich einfach nur still am Dasein meiner zarten Blüten erfreut und immer wieder dieses Bild genossen. 

Ende der Erfolgsgeschichte, 
der einzigen von mir erschaffenen Blüte in meinem Leben.

(Ich vermute es wird auch die Einzige bleiben, denn wie ich heute Morgen ins Badezimmer kam, lächelten mich meine kleinen Blüten immer noch an, aber es war wohl nur ein Abschiedslächeln, denn was ich vor lauter Begeisterung wohl übersehen habe, war, dass Absterben des Stranges aus dem sie entwachsen sind. Der zerbröselte in meinen Händen und es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis meine kleinen Blüten merken, dass sie längst in keinem Boden mehr stecken, sondern nur noch in sich selbst existieren. Ich habe sie zum Fenster hinausschauen lassen (auch wenn es nur regnet) damit sie zumindest noch etwas von der Welt sehen, bevor auch sie mich wieder verlassen. Aber sie waren wunderschön meine drei Tage mit ihnen und vielleicht haben sie ja ein bisschen von sich dagelassen, dass ich eines Tages noch so ein Posting schreiben kann…

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